Eindrücklich schilderte sie das Leben in ihrem Geburtsort Enerhodar vor und während der russischen Besatzung, ihre Ängste – und schließlich ihre Flucht in die Sicherheit, die sie im Sommer 2023 bis in die Nähe von Nürnberg brachte, „wo wir mit Herzlichkeit und Verständnis empfangen wurden. Bayern ist für mich zu einer Zeit-Heimat geworden. Hier fühlte ich mich sicher, die Wahrheit zu sagen, hier habe ich keine Angst, Ukrainerin zu sein. Ich danke dir, mein liebes Deutschland! Du bist für immer in meinem Herzen.“ Gegen Ende ihrer Botschaft betonte die Künstlerin, dass es in der Ausstellung “Flüstern aus der Besatzung“ nicht nur um sie und ihre Kunst gehe: „Es geht um Millionen von Ukrainer:innen, die jetzt für Freiheit, Leben und Würde kämpfen.“
In Verbindung bleiben - Bilder mit Botschaften
Die Videonachricht der Künstlerin, eingerahmt von der melancholischen Musik von Sängerin und Bandura-Spielerin Nataliia Hrabarska, ließ niemanden ungerührt und war eine perfekte Einstimmung auf die Bilder.
Die Malerei war für die Künstlerin schon von klein auf der Weg, um sich auszudrücken und ihre Eindrücke zu verarbeiten. „Es war immer so: Wenn ich Licht in meinem Herzen hatte, habe ich gemalt. Wenn es dunkel war, habe ich auch gemalt.“Das zeigt sich auch in den Bildern der Ausstellung, die von der Kuratorin Kateryna Chebotarova vorgestellt wurde. Sie gliederte die rund 20 Bilder in vier Themenbereiche:
- Bilder, die noch direkt in Enerhodar entstanden sind,
- Bilder über das Leben unter Besatzung mit täglicher Angst, Schweigen und Flüstern,
- Bilder über äußere und innere Zerstörung und
- Bilder über Verlust und Unterstützung - Verlust von geliebten Menschen und die Unterstützung für sich selbst.
Ein Leitmotiv, gerade in den Gemälden aus den schwersten Zeiten, ist die Verbindung nach außen, zu den geliebten Menschen. Als Motiv für die Ausstellungswerbung wurde deshalb das Bild „In Verbindung bleiben“ gewählt. Laut Kuratorin Chebotarova zeigt es das Wichtigste, was ein Mensch einem anderen geben kann – Unterstützung: „Am Anfang des Krieges wurde die einfache Frage „Wie geht es dir?“ zu einem kleinen Licht der Hoffnung. Jeder wartete auf eine Nachricht, auf die Stimme der Mutter oder eines Freundes. Dieses Bild zeigt eine Verbindung, die man nicht sehen, aber mit dem Herzen spüren kann.“ Und in der Ausstellung stellt das Bild eine Verbindung zwischen den Betrachtenden und der Künstlerin dar.
Auch Claudio Ettl, stellvertretender Direktor der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus, ging in seiner Begrüßung auf diesen Titel ein und rief dazu auf, die Verbindung zu halten, vor allem zu den Menschen in Kriegsgebieten und Notsituationen, und sie zu unterstützen.
Hanna Petryszak als Vertreterin des Ukrainischen Bildungs- & Kulturverein unterstrich ebenfalls, wie wichtig jegliche Form der Unterstützung für die Menschen in der Ukraine sei.
Kunst als Überlebensstrategie
Die Kuratorin Kateryna Chebotarova beendete ihre Einführung mit dem Bild „Eine Lebensader“ - einem Bild über Kunst als Hilfe und Überlebensstrategie: „Jeder Ukrainer trägt heute unsichtbare Wunden in sich. Auch weit weg vom Krieg spüren wir ihn – in Nachrichten, in Anrufen von Zuhause. Der Krieg ist in unseren Träumen. Und genau deshalb ist es wichtig, etwas zu haben, das uns hält. Etwas, das uns hilft, wir selbst zu bleiben. Für Kateryna Vodiana sind es Farben, Linien und Pinsel.“
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Die Ausstellung ist noch bis zum 1. August zu sehen (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8 - 20 Uhr, Samstag und Sonntag auf Anfrage). Zur Erläuterung der Bilder liegen erklärende Texte aus.
Eine Kuratorinnenführung findet am 23. Juli, 18 Uhr statt (hierfür ist eine Anmeldung erforderlich: akademie@cph-nuernberg.de oder telefonisch unter 0911 23 46-145)