Über die Zeit im Forschungsprojekt berichtet die Mitforscherin Fatemeh: „Nürnberg forscht gibt uns die Möglichkeit, in einem vertrauten Umfeld über persönliche Gefühle und Gedanken zu sprechen. Das tut mir sehr gut und ist wichtig für mich."
Als Einflussfaktoren auf die seelische Gesundheit von zugewanderten Frauen in Nürnberg wurden Aspekte in Zusammenhang mit der Migration (z.B. die Trennung von der Familie, schlechte Nachrichten aus dem Heimatland), der Integration (wie der Sprachbarriere, Diskriminierung, Bürokratie aber auch Freiheit und Sicherheit) und der Rolle der Frau (Care-Arbeit) herausgearbeitet. Darauf aufbauend definierten die Forscherinnen problemorientierte und emotionsorientierte Bewältigungsstrategien. Problemorientierte Bewältigungsstrategien sind zum Beispiel das Einholen von Informationen, das Aufsuchen von sozialer Unterstützung und die Entwicklung von Kompetenzen (vor allem der Sprache). Emotionsorientierte Strategien sind aktives Umdenken, positives Denken und Ablenkung sowie körperliche Aktivität und Selbstfürsorge.
Forschungsbericht veröffentlicht
Die Ergebnisse wurden nun in einem Forschungsbericht veröffentlich und von Illustratorin Marie Gutmann auf einem Schaubild zusammengefasst.
Während der Wochen für Seelische Gesundheit in Nürnberg wurde dieses Schaubild in der Stadtbibliothek und bei uns im CPH ausgestellt. Dabei gab es auch die Möglichkeit, mit Mitforscherinnen direkt ins Gespräch über die Ergebnisse zu kommen.
Wichtige pädagogische Begleitung
CPH-Mitarbeiterin Maria Bahn, die beim Projekt „Nürnberg forscht“ die pädagogische Begleitung übernimmt, betont: „Bei einem so persönlichen Thema wie der seelischen Gesundheit nahmen die „Warm-Ups“ in jedem Forschungstreffen eine besondere Rolle ein.“ Diese Art Gruppenspiel diente dazu, um „warm zu werden“, sich auf die Sitzung einzustellen und den Übergang vom Alltag in die Arbeitssituation zu erleichtern.Zusätzlich verfolgten die „Warm-Ups“ auch pädagogische Ziele, sowohl für die Gruppe als auch für die einzelnen Mitforscherinnen.
Zum einen lag der Fokus darauf, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, Vertrauen zueinander aufzubauen und somit einen geschützten Rahmen einzurichten. In einer Arbeitsatmosphäre auf Augenhöhe fühlen sich alle gesehen, hören einander zu und geben sich gegenseitig Raum. Das vertrauensvolle Miteinander war in dieser Gruppe besonders wichtig, da die Mitforscherinnen bei diesem Forschungsthema sehr stark ihre eigenen, zum Teil tief persönlichen Erfahrungen einbrachten und gemeinsam reflektierten.
Auf der anderen Seite halfen die „Warm-Ups“ dabei, die Konzentration und Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen zu steigern. Teilweise wurden einzelne Aspekte der anschließenden Sitzungseinheiten aufgegriffen. Beim gegenseitigen Portraitieren ohne den Stift abzusetzen und auf das Blatt zu sehen wurde das genaue Beobachten geübt. Gesichtsmassagen legten den Fokus darauf, wie man sich selber im Alltag etwas Gutes tun kann und einen kurzen Moment der Entspannung schaffen kann.
Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein
Besonders Übungen, die auf Interaktion basieren oder bei denen die Teilnehmerinnen nacheinander etwas vor der gesamten Gruppe machen, können das Selbstvertrauen stärken. Dabei ging es nie darum, Leistungen zu bewerten, sondern in einem geschützten Raum zu üben, aus sich herauszukommen. Es war zu beobachten, dass über den Verlauf des Moduls hinweg die Mitforscherinnen in der Gruppe stets selbstbewusster auftraten.
Den Höhepunkt dabei bildete die Durchführung einer Fokusgruppe – eine Form der moderierten Gruppendiskussion – als Forschungsmethode. Manche Frauen übernahmen dabei die Rolle als „Warm-Up“-Anleitende oder standen als Moderatorinnen im Mittelpunkt des Geschehens. Andere mussten konzentriert zuhören, beobachten und dokumentieren.
Den abschließenden Bericht finden Sie hier.
Weitere Informationen über das Projekt finden Sie auf der Projektwebsite.
Das „Nürnberg forscht“-Team und das CPH sind sehr stolz auf die Arbeit der Frauen und wünschen ihnen auf ihrem weiteren Weg alles Gute!