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Studientag zu Zukunftsszenarien katholischer Theologie im CPH

Konferenz als nachträgliches Geburtstagsgeschenk der Schüler:innen des Dogmatikers Prof. Dr. Josef Wohlmuth zu Ehren ihres Lehrers. Der langjährige Bonner Theologieprofessor wurde im Januar 85 Jahre alt.

Bei der Studientagung am 11. November kamen rund 70 Teilnehmende mit namhafen Referent:innen zusammen. Das Thema des Tages lautete: „Endspiele einer letzten Generation? Zukunftsszenarien katholischer Theologie im 21. Jahrhundert“. Und es ging um nicht weniger als die Frage des Akzeptanz- und Relevanzverlustes religiös-theologischer Themen in der Gesellschaft.

Unter den Referentinnen und Referenten waren der Hildesheimer systematische Theologe René Dausner, der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet, die Frankfurter Theologieprofessorin Annette Langner-Pitschmann, die Münchner Theologin Susanne Sandherr und der kürzlich emeritierte Regensburger Dogmatiker Erwin Dirscherl. 

Wie relevant sind Theologie und Kirche noch?

In seiner Begrüßung betonte der stellvertretende Akademiedirektor Claudio Ettl, dass die Frage nach Relevanz und Resonanz von Theologie und Kirche in der gegenwärtigen Gesellschaft dringlich und drängend sei. Prof. Dr. René Dausner stellte in seiner Einleitung die Frage, ob gegenwärtig eine Theologietradition zu Ende gehe. Die Attraktivität der universitären Theologie nehme überall im deutschsprachigen Raum stark ab.

Dies bestätigte Magnus Striet: Die Abbrüche bei den Studierendenzahlen hätten schon weit früher begonnen, „jetzt aber stürzt es dramatisch zusammen“. Die Lehrauslastung der Fakultäten liege bei unter 30 Prozent. Als Ursachen benannte er die Ignoranz des Lehramts gegenüber den Aufbrüchen nach dem Konzil, eine „Kultur der Erwartungslosigkeit“ der Öffentlichkeit gegenüber theologischen Fragen und eine Kirche, die auf vielen Gebieten längst nicht mehr als „intellektuell satisfaktionsfähig“ gelte. Er plädierte dafür, sich dem „schmerzhaften Umbauprozess“ zu stellen, um so die „Religionsdeutungskompetenz“ der Theologischen Fakultäten und der Theologie überhaupt „wieder zu stärken“.

Ein entschiedenes Plädoyer für ihre Zunft steuerte Annette Langner-Pitschmann bei. Nirgendwo als in der Theologie könnten die Voraussetzungen für den Umgang mit der verbreiteten Unübersichtlichkeit besser eingeübt werden, so die die Frankfurter Theologieprofessorin. Sie verwies dabei auf ein Wort Karl Rahners: „Glaube heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“ Scheitern sei somit eine „theologische Kernkompetenz“.

Susanne Sandherr, Professorin an der katholischen Stiftungshochschule München, näherte sich mit dem Wort von Emanuel Levinas „Das Ich ist, vom Scheitel bis zur Sohle, bis in das Mark seiner Knochen, Verwundbarkeit“ der krisenhaften Gegenwart.

René Dausner skizzierte in seinem Vortrag den rapiden Niedergang der Kirchen, verbunden mit einem Echoeffekt der gesellschaftlichen Gefährdungen der Gegenwart. „Der Resonanzraum wird kleiner“, so der Theologe. „Ich würde aber weiterhin darauf hoffen, dass wir etwas zu sagen haben.“ Es sei die Aufgabe von Theologie, „Glaube und Hoffnung, die uns erfüllen, in Sprache zu fassen.“

Gibt es Wege aus der Krise?

Laut Erwin Dirscherl hat Theologie die Aufgabe, Menschen zu bestärken und zu ermutigen. Sie müsse eine verständliche Sprache sprechen und „kritischen Gehorsam“ gegenüber dem Lehramt mit eigenem Gewissen verbinden. Der emeritierte Regensburger Dogmatiker vertrat in seinem Beitrag die These „Die Theologie wird näher an der Gottesfrage und den Nöten der Menschen sein oder sie wird nicht mehr sein“.

Alle Beteiligten waren sich über den Ernst der Lage im Klaren. Die theologische Wissenschaft stehe am Scheideweg. Ob es den Lehrstühlen und Instituten gelinge, sich neu zu erfinden und mit neuem Selbstbewusstsein am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen, bleibe abzuwarten – aber auch nicht ausgeschlossen.

„Denken Sie auf Ihre Weise darüber nach, was Sie heute gehört haben“ so die Aufforderung des mit dieser Tagung geehrten langjährigen Bonner Dogmatikers Josef Wohlmuth zum Abschluss der hochrangig besetzten Tagung im Nürnberger Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus. Trotz aller Anfragen und Herausforderungen zog er ein optimistisches Fazit: „Wir sind nicht nur heilige Kirche, sondern auch unheilige Kirche. Damit müssen wir leben, können wir leben. Wir sind aber befähigt, die Unheiligkeit zu überwinden.“

 

 

 

 

Claudio Ettl begrüßt Teilnehmende und Referent:innen im CPH

© Bernd Buchner

Blick in den Saal im CPH. Referent:innen und Gäste lauschen gespannt
Prof. Dr. Josef Wohlmut auf dem Podium im CPH

© Bernd Buchner

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