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Wenn der Ministerpräsident mit dem Erzbischof …

… über Vertrauen spricht, kann das durchaus unterhaltsam sein. Das konnten fast 200 Personen am Martinstag erleben, als Erzbischof emeritus Ludwig Schick und Ministerpräsident Markus Söder im CPH zusammenkamen. Moderiert wurde der Abend, der von der Gesellschaft St. Sebald initiiert worden war, von Akademiedirektor Siegfried Grillmeyer.

Dem kurzweiligen, bisweilen auch persönlichen Dialog war anzumerken, dass sich die zwei gesellschaftlichen Verantwortungsträger schätzen. Beide, Ministerpräsident und Erzbischof, waren sich einig, dass Glauben Vertrauen schafft – Vertrauen ins Leben und Selbstvertrauen –  und somit ein Fundament wird für das Vertrauen in andere Personen.

Doch wem vertrauen sie? Erzbischof Schick betonte: „Ich habe auch Vertrauen in den Staat und die Justiz – kein blindes, aber ein wesentliches. Als gläubiger Mensch habe ich Vertrauen, aber konstruktives Mitwirken ist wichtig.“ Der Ministerpräsident sagte: „Ich habe keine Lust in Paranoia zu leben. Ich habe grundsätzlich erst mal Vertrauen, habe aber eine gewisse Einschätzungskompetenz entwickelt.“

Twitter, Spiderman und ein Ministerpräsident als Waisenknabe

In Bezug auf Social Media wie Twitter – das beide oft und gerne nutzen – sagte der Erzbischof: „Vertrauen wird nicht virtuell aufgebaut, sondern persönlich. Virtuelle Medien haben Sinn, dürfen aber persönliche Gespräche nicht ersetzen.“ Markus Söder, der auf Twitter ab und zu deutliche Worte findet, hält sich übrigens für einen „totalen Waisenknaben“ im Vergleich zu früheren Politikern wir Strauß, Schmidt und Co.

Aus Vertrauen kommt Mut, sagte der Erzbischof noch. Und der bayerische Ministerpräsident ergänzte: „Die Kunst ist, nicht tollmütig zu werden“. Dann offenbarte er, dass er als Kind Spiderman-Fan war und sich noch heute an dessen Leitsatz „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“ orientiert.

Das Publikum beteiligte sich durch schriftliche Fragen am Austausch und brachte auch „heißere Eisen“ ins Gespräch ein. So wurde der Ministerpräsident mit Fragen zu Klimawandel, Tempolimit und Jugendwahlalter konfrontiert. Erzbischof Schick wiederum war aufgefordert, Stellung zu innerkirchlichen Streitthemen wie dem Synodalen Weg und der Forderung nach mehr Mitsprache von Frauen zu beziehen. Die Antworten fielen dabei mal länger, mal kürzer, mal flapsig, mal ernsthaft, mal konkreter, mal vage aus.

Zu Beginn und Ende äußerte Söder sein großes Bedauern über den Rücktritt von Erzbischof Schick („Da hätte ich lieber andere gehen sehen wollen …“), freute sich aber, dass der Emeritus auch weiter „zu Diensten“ sein will und jetzt vielleicht öfter seine Meinung frei heraus sagen wird.

Moderator Siegfried Grillmeyer musste des Öfteren auf die ablaufende Rede-Sanduhr verweisen, um den gut gelaunten Markus Söder zu bremsen. Am Ende erhielten beide, Ministerpräsident und Erzbischof, nicht nur den bewährten Akademiewein und die neueste CPH-Publikation, sondern vom Mitveranstalter, der Gesellschaft St. Sebald noch persönliche Fan-Utensilien des Clubs. „Unterhaltsam war’s und was Neues hab‘ ich auch erfahren – ein guter Abend also“, so das Fazit einer Teilnehmerin am Ende der Veranstaltung. Das neue Gesprächsformat des CPH „Nachdenken über …“ soll jedenfalls bald fortgeführt werden.

Auf unserem Youtube-Kanal finden Sie ein circa fünfminütiges Video, das den Abend zusammenfasst: https://youtu.be/Ga5Bb3pGTsA  

Mehr über den Abend können Sie z.B.auch  hier nachlesen: https://www.katholisch.de/artikel/41994-wenn-sich-erzbischof-und-ministerpraesident-zur-plauderstunde-treffen

 

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